Namibia_8
25.9.2009 Besuch von Kolmanskuppe
Gestern haben wir den Wecker vergessen ins Dachzelt zu nehmen, aber meine innere Uhr ist ebenso zuverlässig: Pünktlich kurz vor halb sieben bin ich wach.

Von Zeltnachbarn erfahren wir, dass heute Nacht anscheinend eine Puffotter auf dem Campground gesehen worden war, welche eine Maus verspiesen hatte. Oh Graus...

Den Gedanken an eine giftige Puffotter gleich in der Nähe verdränge ich erstmal erfolgreich und wir packen unser Zelt zusammen.

Dann fahren wir zurück zur Lodge, wo wir im hübschen Restaurant im oberen Stockwerk (mit Aussicht in die Ebene!) für umgerechnet 7 Fr. pro Person ein gutes, reichhaltiges Zmorge zu uns nehmen dürfen.

Kurz vor acht Uhr fahren wir los. Wir haben viel Zeit eingeplant, da wir gestern wegen dem Wind nicht so schnell vorwärts gekommen waren.

Heute läuft aber unser Wagen prima.

Die Gegend hier ist einfach wunderschön!
Einmal laufen vor uns Strausse über die Strasse.

Sie haben es aber irgendwie eilig und lassen sich nicht gerne fotografieren. Ein Phänomen bei den Straussen, welches mich den ganzen Urlaub hindurch begleiten wird...

Und so sieht übrigens die B4 hier aus.

Ein langes, schmales, schwarzes Band quer durch die Wüste. Wunderbar zu Befahren, da durchgehend geteert.

Je näher wir Lüderitz und somit dem Meer kommen, desto sandiger und flacher wird die Gegend.
Kurz vor Lüderitz biegen wir links ab auf eine Zufahrtsstrasse zur Ghost-Town

Kolmanskuppe

einer ehemaligen Diamanten-Stadt, die wir ausgiebig besichtigen wollen.

Wir zahlen die 90N$ Eintritt für 2 Personen. In diesem Preis ist eine Gratis-Führung durchs Gelände inkludiert.

Die Führungen finden aber nur um 9.30 und 11 Uhr statt (an Sonn- und Feiertagen nur um 10 Uhr). Darum sind wir auch so früh dran, damit wir die erste Führung nicht verpassen.

Start der Führung ist im Ballsaal. Es gibt eine deutsche und eine englischsprachige Führung. Ich glaube, wir haben mit dem deutschsprachigen Führer das bessere Los gezogen;-).
Als erstes erzählt er uns etwas über die

Bahnstrecke Lüderitz-Seeheim.

Diese Bahnstrecke wurde von den deutschen Kolonialherren in Rekordzeit gebaut. Umso sarkastischer blickt man nun auf die momentanen Sanierungsarbeiten an der Strecke, welche nur sehr harzig voranschreiten.

Die Deutschen bauten sich hier mitten in der Wüste eine deutsche Kleinstadt auf mit Bäckerei, Schlachterei, Turnhalle, Krämerladen und Krankenhaus.
Das Ganze natürlich nur, weil man hier Diamanten in Hülle und Fülle fand. Ganz zu Beginn konnte man sie anscheinend sogar einfach vom Boden auflesen.
Einige Häuser kann man auch von Innen besichtigen.

So z.B. rechts ein Wohnhaus.

Oder hier links eine Kegelbahn. Passt irgendwie nicht nach Afrika!
Kolmanskuppe hatte auch eine

Eisfabrik.

Die Kühlung war in dieser Zeit hier mitten in der Wüste ein echtes Problem. Es gab ja noch keine elektrischen Kühlschränke;-)

Mit Hilfe von Ammoniak und Sole wurde hier Wasser in Blockeis verwandelt. Jede Familie bekam genau eine halbe Stange Eis pro Tag.
Nach dem, übrigens sehr informativen, Rundgang kann man das Gelände auch noch selber weiter besichtigen.
Dies lohnt sich unbedingt, denn so kann man auch noch die Häuser anschauen, welche sich die Wüste zurückerobert hat.
Der stetige Wind hat den Sand zurück in die halb verfallenen Häuser transportiert. In manchen Zimmern ist mehr Sand als anderes.
So muss man sich manchmal ducken, um überhaupt noch durch die Türe zu kommen;-)))
Das Entdecken macht echt Spass, wir bleiben aber auch vorsichtig, denn manche Teile hier sind einsturzgefährdet und das Betreten ist auf eigene Gefahr!
Zum Teil könnte man hier echt tolle Fotos machen. Um beim besten Licht am frühen Morgen da zu sein, braucht es aber ein spezielles, teureres Foto-Permit.

Ich war aber mit meiner Ausbeute auch schon zufrieden;-).

Das Ganze wirkt auch so schon sehr skuril...

Noch ein Beispiel gefällig?

Türe oder Fenster? Das ist hier die Frage;-)

In der Ebene unterhalb der Stadt wohnten die schwarzen Arbeiter, strikte von den Weissen getrennt. Man durfte höchstens 2 Jahre hier arbeiten und während dieser Zeit das Gelände nicht verlassen.

Wenn ihre Arbeitszeit hier dann vorbei war, wurde ihnen allen Rizinus-Öl verabreicht und sie mussten in die Quarantäne. Damit wollte man verhindern, dass jemand Diamanten innerlich mitgehen liess.

Im einen Gebäude gab es eine kleine Ausstellung, welche die verschiedenen Versuche, Diamanten aus der Stadt zu schmuggeln beschrieben. Der Ideenreichtum war grenzenlos und reichte von Verschlucken, über Pfeil und Bogen bis hin zu fliegenden Tauben.
Was diese Badewanne hier mitten in der Wüste zu suchen hat, müsst ihr mich nicht fragen.

Gerade weil sie hier so deplatziert wirkt, muss sie natürlich auf ein Foto drauf.

In diesem Flur würde auch alles Staubsaugen nicht mehr helfen.

Da sieht man doch gleich wiedermal was passiert, wenn man die Hausarbeit schleifen lässt;-)...

Als Letztes wandeln wir noch durch die Gänge des Krankenhauses.

Ein, für die damalige Zeit recht grosses, Krankenhaus, welches die erste Röntgenstation Afrikas und der ganzen südlichen Erdhalbkugel besass.

Dreimal dürft ihr raten warum...

Natürlich auch um potentielle Diamantenschmuggler zu durchleuchten.

In einem Zimmer des Krankenhauses traf ich diese Schaufel an.

Da wollte wohl jemand mal einen Anfang machen;-)...

Tja, irgendwann fand man an anderen Orten in Namibia und Südafrika mehr Diamanten als in Kolmanskuppe und der Abstieg der Kleinstadt begann.

Und da sich niemand darum kümmerte, übernahm der Wüstensand hier wieder die Herrschaft.

So hat jetzt wenigstens die Tourismusbranche Namibias noch etwas davon.
Wir fanden den Besuch hier sehr lohnenswert. Neben den skurilen sandgefüllten Häusern, bekommt man auch etwas von der Geschichte der deutschen Kolonisation und (was wir fast noch interessanter fanden) von der Geschichte des Diamantenabbaus mit.
Wenn wir schon mal da sind machen wir auch noch einen Abstecher ins nahegelegene

Lüderitz.

Es ist die grösste Stadt im Süden Namibias und hier sehen wir das erste Mal das Meer.

Wir fahren natürlich kurz zur

Felsenkirche

hoch, welche wie der Name schon sagt, etwas erhöht liegt.

Eigentlich wollten wir ja in Lüderitz noch einkaufen, aber vor dem grossen Lebensmittelgeschäft Spar lungerte sehr viel Volk rum und wir konnten keine Security-Leute entdecken. Unser Wagen war ja vollgepackt und darum liessen wir es dann bleiben.
Wir fanden Lüderitz irgendwie sehr deutsch, für uns fast zu deutsch.

Irgendwie hatten wir heute schon etwas zuviel Kolonialismus gesehen;-).

Diese farbigen Häuser links sind zwar sehr hübsch, aber ist das Afrika?
Wir verlassen dann die Strassen von Lüderitz schon recht bald wieder und fahren zurück auf die B4.
Weiter gehts zu den Wildpferden HIER
Falls ihr zur Namibia-Startseite zurückkehren möchtet, dann klickt HIER